Nachruf für RA Prof.Dr.iur. Franz Riklin

Dr. iur. Franz Riklin
8. September 1941 – 17. Oktober 2022

Der emeritierte Rechtsprofessor Dr. iur. Franz Riklin ist am 17. Oktober 2022 im Alter von 81 Jahren verstorben. Auf seinen Wunsch hin fand der Abschied im allerengsten Kreis statt. Prof. Dr. Riklin lehrte ab 1977 Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Freiburg, wo er u.a. auch als Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wirkte. Ferner dozierte er Medienrecht am Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft und verfasste über 180 Fachpublikationen. Durch sein Schaffen und seine besondere Persönlichkeit prägte er ganze Generationen von Juristen.

Vor seiner Lehrtätigkeit arbeitete Herr Kollege Riklin als Untersuchungsrichter, Anwalt und Richter. Bis zuletzt blieb er ein langjähriges Mitglied des Zürcher Anwaltsverbands. In seinem Herzen war und blieb er vor allem ein Fürsprecher für Recht und Gerechtigkeit, den Persönlichkeitsschutz, die Wahrung der Menschen- und Verfassungsrechte sowie den Anspruch auf Transparenz hinsichtlich der Tätigkeiten von Behörden und Verwaltung. Vielfach wurde er daher auch während seiner langen Lehrtätigkeit von Menschen kontaktiert, die in schwierige Strafverfahren verwickelt waren. Ganz der Untersuchungsrichter, Anwalt, Richter und Rechtswissenschaftler in Personalunion vertiefte er sich in seiner Freizeit in deren Dossiers und fand teilweise bedenkliche Verfahrensabläufe vor, die weder recht- noch gesetzmässig erschienen. Solches konnte er mit seinem Wissen, Gewissen und seinem ausgeprägten Gerechtigkeitsempfinden nicht vereinbaren. Dann mochte dieser grossherzige und sanftmütige Menschen- und Tierfreund auch nicht schweigen, wohl bewusst, dass er sich mit der öffentlichen Anprangerung von Missständen in der Justiz nicht nur Freunde schuf. Im Jahr 2001 verfasste er über diese besonderen Erkenntnisse eine Publikation, die dem geneigten Leser als Anti-Lehrbuch für unzulässige Verfahrensabläufe dienen mag: «Von der Aufklärung verschont – Eine unwahre und 54 wahre Geschichten aus dem Justizwesen». Hier wie auch bei allen anderen vielseitigen Tätigkeiten in seinem Berufsleben ging es Prof. Riklin stets darum, das Justizwesen und insbesondere die Anwendung des Strafrechts und Strafprozessrechts auf die Rechtsunterworfenen auf das höchstmögliche Niveau unseres humanitären Verständnisses anzuheben. Er war ein überzeugter Verfechter des Rechtsstaats, unbeirrbar und bestrebt, dessen Verteidigung jederzeit, vor allem aber an der Universität und in seinen Publikationen in den Studierenden und den Rechtsanwendenden zu verankern.

Noch lange Jahre nach seiner Emeritierung war Herr Kollege Riklin in rechtlichen Belangen tätig, aber immer auch privat und sozial stark engagiert, weit über die eigenen Familien-, Freundes- und Kollegenkreise hinaus. Mit seinem Hinschied haben wir einen menschlich äusserst wertvollen, herzlichen und mitfühlenden Freund verloren.

Dr. Vera Delnon, Zürich

 

Beruflicher Werdegang von Prof.Dr. Franz Riklin

  • Rechtsstudium an den Universitäten Freiburg und Bern
  • 1968 Doktorat mit einer Dissertation über den privatrechtlichen Persönlichkeitsschutz gegenüber Radio und Fernsehen nach
    schweizerischem Privatrecht (summa cum laude)
  • Mitarbeiter im Rechtsdienst der Schweizerischen Radio- und
    Fernsehgesellschaft
  • 1969 Erwerb des Anwaltspatents des Kantons Solothurn
  • Eintritt in ein Anwaltsbüro als Fürsprecher und Notar
  • Nebenamtlich Gerichtsstatthalter (stv. Gerichtspräsident) von Bucheggberg-Kriegstetten
  • 1977 Habilitation auf dem Gebiet des Immaterialgüterrechts bei den
    Prof. E. Ulmer (München) und A. Troller (Luzern)
  • Herbst 1977 Ernennung zum Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Freiburg
  • ab 1980 nebenamtlich Dozent für Medienrecht am Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Freiburg
  • seit 2002 Konsulent bei Delnon und Rüdy bzw. Delnon Rechtsanwälte
  • 2007 Emeritierung und Ehrung mit einer Festschrift der Fakultät
  • bis 2011 Dozent für Strafrecht bei Fernkurse Schweiz
  • verschieden am 17. Oktober 2022

Weitere berufliche Aktivitäten von Prof.Dr. Franz Riklin

  • Verfasser oder Herausgeber von fast 180 Publikationen (Aufsätzen und Büchern) zu Themen des Strafrechts, des Strafprozessrechts, des Medienrechts, des privatrechtlichen Persönlichkeitsschutzes sowie des Urheberrechts
  • während 20 Jahren Mitherausgeber der Zeitschrift „Medialex“ (Zeitschrift für Kommunikationsrecht)
  • Mitherausgeber der Schweizerischen Zeitschrift für Strafrecht
  • während vieler Jahre ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Baurecht“ und von „Goltdammers Archiv für Strafrecht“
  • im Laufe der Zeiten Mitglied verschiedener wichtiger Expertenkommissionen (Revision des Urheberrechtsgesetzes, Revision des Persönlichkeitsschutzes, Revision des Allgemeinen Teils des Schweizerischen Strafgesetzbuches, Vorbereitung der eidgenössischen Strafprozessordnung etc.)
  • während mehrerer Jahre Mitglied der UBI (Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen)
  • Präsident der Fachgruppe „Reform im Strafwesen“
  • während vieler Jahre bis 2014 Mitglied des Arbeitskreises AE (Arbeitskreis Alternativ-Entwurf Strafrecht deutscher, österreichischer und schweizerischer Strafrechtslehrer)
  • Entwurf der totalrevidierten Strafprozessordnung des Kantons Freiburg von 1996
  • Entwurf eines kantonalen Strafvollzugsgesetzes für den Kanton Bern
  • während 25 Jahren Mitglied der Militärjustiz, zuletzt als Präsident eines Militärappellationsgerichts im Grad eines Oberst